Alk und Demenz
Themen
ALKOHOL
& DEMENZ
Alkohol und Demenz sind ein Gespann, das viele
Halbwahrheiten mit sich bringt. So sagt man etwa, dass ein Glas Rotwein täglich
einer Alzheimerdemenz vorbeugen kann und bei jedem Vollrausch 10.000
Gehirnzellen sterben. Obwohl sich die kognitive Leistungsfähigkeit nach jedem
Rausch regeneriert, bedeutet das jedoch nicht, dass das Gehirn keinen Schaden
nehmen kann. Im Gegenteil. Exzessiver und vor allem regelmäßiger
Alkoholmissbrauch führt langfristig zu erheblichen Hirnschäden mit fatalen
Folgen. Die Menge, die täglich nicht überschritten werden sollte, liegt laut
WHO, der internationalen Gesundheitsorganisation, bei 60 Gramm Alkohol pro
Woche**. Die Symptome, die durch langjährigen Alkoholmissbrauch auftreten können,
ähneln denen einer Alzheimer-Demenz.
** Die Menge von 60 g reinen Alkohols entspricht etwa 3 halben Liter Bier oder 3 Viertel Liter Wein oder etwa 9 einfachen 40 %-igen Schnäpsen oder 6 Gläsern Sekt
Gedächtnisstörungen aufgrund exzessiven
Alkoholkonsums
Bei chronischen
Alkoholikern treten häufig Amnesien auf, die das Vergessen alter Inhalte
(retrograde Amnesie) bedeuten, aber auch die Unfähigkeit, sich Neues zu merken
(anterograde Amnesie). Die Symptome wurden erstmals in der Untersuchung von 18
Alkoholkranken durch den russischen Psychiater Sergei Korsakow beschrieben.
Neben dem amnestischen Syndrom beginnen viele Patienten zu konfabulieren, was
bedeutet, dass sie neben der Merkfähigkeitsstörung die Tendenz entwickelt, ihre
Gedächtnislücken mit frei erfundenen Geschichten zu füllen.
All diese
Beeinträchtigungen führen schließlich auch zu einer situativen und zeitlichen
Orientierungslosigkeit, wie bei Menschen mit Alzheimerdemenz. Auch sind viele
aufgrund der organischen Hirndegeneration von Persönlichkeitsveränderungen,
Antriebsarmut, starken Gefühlsschwankungen und erhöhter Müdigkeit betroffen.
Langfristig treten auch motorische Störungen, wie Gangstörungen oder
Polyneuropathien, auf.
Hilft Alkoholabstinenz?
Eine Alkoholdemenz tritt meist erst nach vielen Jahrzehnten
überhöhten Alkoholkonsums auf. Alkohol wirkt sich dabei nicht nur auf die
Gehirnzellen nachteilig aus, sondern auch auf die Nervenverbindungen, die sich
lösen, was wiederum zu einer Zellrückbildung führt. Nach Auftreten der ersten
Symptome kann sich eine völlige Alkoholabstinenz durchaus positiv auf den
Patienten auswirken.
Dies allerdings nur,
sofern die Hirnschäden nicht zu weit fortgeschritten sind. So lässt sich zum
Beispiel die Merkfähigkeit mitunter wieder steigern und Konfabulationen können
abnehmen. Das Hirn kann sich bei dieser Art von Demenz im Unterschied zu
Alzheimer dann noch teilweise selbst regenerieren. Eine ausgeprägte Alkoholdemenz ist allerdings irreversibel.
Ein
Gläschen in Ehren, kann keiner verwehren. Diese Redewendung gilt durchaus auch
bei Menschen, die an einer Alzheimerdemenz erkrankt sind. Vorausgesetzt
natürlich, es bleibt bei dem einen Glas und vor allem bei einem „gelegentlich“.
Ein
Alkoholrausch beziehungsweise täglicher Konsum von großen Mengen Bier, Wein
oder Spirituosen ist keinesfalls empfehlenswert. Für niemanden. Alkohol ist
ein Nervengift und schädigt gesunde Hirnzellen, besonders den Frontallappen.
Daher liegt es auf der Hand, dass man bei einer Demenzerkrankung auf Mittel,
die die Hirnsubstanz noch zusätzlich angreifen, verzichten sollte. Alkoholika
sollten besonders für Erkrankte, deren Kurzzeitgedächtnis nicht mehr
funktioniert, nicht offen zugänglich sein.
Rücksprache mit Mediziner
Besonders
im Anfangsstadium einer Demenz, möchten Erkrankte allerdings nicht auf ein
Gläschen Wein oder Bier bei einem geselligen Essen verzichten. Prinzipiell ist
dagegen nichts einzuwenden, schließlich ist ein guter Tropfen mit Genuss
verbunden – die Erkrankung beeinträchtigt ohnehin so viele Lebensbereiche.
Vorsicht ist allerdings geboten, wenn Medikamente eingenommen werden.
Es
gibt Substanzen, die nicht in Kombination mit Alkohol eingenommen
werden dürfen, da entweder die Wirkung beeinträchtigt wird oder unerwünschte
Nebenwirkungen auftreten können. Gleiches gilt, wenn Sie merken, dass der
Angehörige auf den Alkohol stärker reagiert, als früher oder eine
vergleichsweise gesunde Person. Verzichten Sie im Zweifelsfall auf das Gläschen
in Ehren und greifen zu alkoholfreien Varianten.
Auf Alternativen
zurückgreifen
Schwierig
ist es, wenn der Erkrankte trotz negativer Auswirkungen auf Bier oder Wein
nicht verzichten möchte und uneinsichtig ist. Hoher Alkoholkonsum oder
gar ein Vollrausch bewirkt bei einem Demenzkranken einerseits eine massive Verschlechterung des
Gesundheitszustandes und andererseits führt die Demenz dazu,
dass nicht mehr Maß gehalten werden kann.
Ein
Verbot wird nicht helfen, vielmehr ist eine kontrollierte Gabe jene Empfehlung,
die weniger Konfliktpotenzial aufweist. Häufig hilft es, alkoholfreies Bier
anzubieten und mittlerweile gibt es auch schon Wein und Sekt, der 0,0 Promille
aufweist. In der Praxis hat sich gezeigt, dass auch Menschen, die partout nicht
verzichten können, im Krankheitsverlauf über kurz oder lange ihre „Sucht“
vergessen.
Quelle: Demenzportal